Mein persönliches Lexikon

wird immer mal wieder ergänzt ...
Stand: 30. August 2008



Architektin      Bremen      Computer      Demenz      Englisch      Frauen      G      Heiraten      Interessenvertretung      J      Kalorienzählen      Lesbisch      Masematte      New Model Army      Oma      Politik und Pädagogik      Q      Reisen      Singen      Tod      Umweltschutz      Vater      Wohnung      Xylophon      Y      Z

A wie Architektin

Das wollte ich seit meiner frühesten Jugend eigentlich immer werden. Ich habe unzählige Grundrisse auf Millimeter-Papier gezeichnet (bevorzugt mit Pferdeställen :-)) und das Halbjahr am Gymnasium, als wir einen Grund- und Aufriß unseres Traumhauses zeichnen mußten, ist mir als einziges im Kunstunterricht in guter Erinnerung geblieben.
Die Aussicht allerdings, ein halbes Jahr Praktikum "auf dem Bau" machen zu müssen, zusammen mit dem prägenden Eindruck, den die 70-Wochenstunden-und-mehr-Tätigkeit eines befreundeten Architekten hinterließ, führten irgendwie dazu, dieses Ziel aus den Augen zu verlieren.
Kurzzeitig war da nach der Lehre noch die Überlegung, Stadt- und/oder Verkehrsplanung zu studieren, doch die Perspektive, Autobahnen planen zu müssen, machte mich nicht glücklich. Naja, im nächsten Leben vielleicht ...
Architektur interessiert mich immer noch, und das Bauhaus in Dessau ist in dieser Hinsicht höchst faszinierend. Und vielleicht liegt hier der wahre Grund dafür, dass ich Spiele, in denen frau etwas bauen muss, über alles liebe?

B wie Bremen

Zwar nicht meine Geburts-, aber schon meine Heimatstadt. Als ich zwei war, zogen meine Eltern von Münster/Westfalen nach Bremen-Vegesack, in die damals hochmoderne (Hochhaus-)Siedlung Grohner Düne. Mit knapp sechs ging's dann nach Bremen-Horn ins Reihenhaus. Die Schulzeit in der Grundschule und im Schulzentrum Rockwinkel sowie später am Gymnasium am Barkhof, das inzwischen geschlossen wurde, war kurz (okay, 13 Jahre) und manchmal schmerzhaft. Es folgten Ausbildung zur EDV-Kauffrau (ich mußte tatsächlich nicht mehr "Kaufmann" lernen) und ein Studium der Diplom-Pädagogik mit Nebenfach Englisch an der Universität Bremen.

Spielerisch folgte eine intensive Zeit mit montäglichen Spieleabenden im Bürgerhaus Weserterrassen, langen Spielenächten in der WG von Friedemann und Ilja oder auch mal bei mir in der Neustadt, Wochenenden im Tagungshaus Drübberholz und diversen vorweihnachtlichen Erklär-Sessions im Bürgerhaus. Im Rahmen unseres Spieleabends testeten wir auch solche Spiele wie Tikal und Torres. Und natürlich meinen unvergessenen Prototyp, mit dem ich meine Freundinnen und Freunde ein halbes Jahr lang nervte, bevor ich einsah, dass das so wohl nix is ...

C wie Computer

Los ging es mit dem C64 der Nachbarjungs, auf dem wir immer Zehnkampf gespielt und die Joysticks kaputt gemacht haben. Und wenn jemand an das Cassettengerät kam, mußte man das Spiel nochmal laden :-( Es folgte Mitte der 80er Jahre ein 286er meines Vaters mit bernsteinfarbenem Bildschirm, an dem ich parallel zu den Apple IIe-Geräten im Informatik-Kurs meine ersten Computer-Gehversuche machte und u.a. entdeckte, dass der format-Befehl tatsächlich die ganze Diskette löscht!
Während der Ausbildung begegnete ich wirklich alter Computertechnik von Siemens und IBM, was ja bekanntlich "Immer besser manuell" heißt. Die IBM-Geräte hatten eine Gebrauchsanleitung, die eigentlich dazu gedacht war, Tips bei auftretenden Problemen zu geben. Bei der Hälfte der auftretenden Fehleranzeigen gab diese allerdings nur den guten Rat: "Sie haben ein Problem! Bitte rufen Sie den Service!" Dazu passend lernten wir in der Berufsschule Anfang der 90er die Programmierung in COBOL auf Basis von Lochkarten - theoretisch allerdings nur, da die Schule keine vernünftigen Rechner hatte.


D wie Demenz

Wie ist es wohl, sich nichts merken zu können? Alltagsfähigkeiten nicht mehr zu beherrschen? Sich nicht waschen, nicht anziehen zu können, nicht wissen, wann man schlafen geht oder dass man essen und trinken muss? Sich verlaufen, nicht nach hause finden, nicht mehr wissen, was "zu hause" eigentlich bedeutet? Meine Mutter, Jahrgang 1938, war an der Lewy-Körper-Demenz erkrankt. Im März 2007 durfte sie sterben. Ihre Asche haben wir im Friedwald Hasbruch bei Hude beigesetzt.
Die Lewy-Körper-Demenz ist bisher kaum erforscht. Neben den manchen von Alzheimer-Patienten bekannten Symptomen bringt diese Krankheit Halluzinationen und immense Schwankungen in den kognitiven Fähigkeiten mit sich. Im englischen Sprachraum gibt es, anders als in Deutschland, bereits erste auf LBD fokussierte Angehörigen Initiativen, so z.B. das Lewy Body Journal.

E wie englisch

Spreche ich fließend und leidenschaftlich gerne, während mein Französisch eher leidlich ist. 9 Jahre Schulenglisch und 6 Jahre Studium schafften einen soliden Grundstock, dazu kamen Reisen in Englisch-sprachige Länder. Und dann waren da noch die englischsprachigen Rockbands, die mich durch meine Jugend begleiteten. Ich übersetze manchmal Spielregeln sowie teilweise Reden und wissenschaftliche Texte.

F wie Frauen

Können Frauen denken? Ja, und wie! Doch leider macht das vielen Männern (und anderen Frauen) Angst. Die meisten Frauen können reichlich angeblich zusammenhanglose Episoden aus ihrem schulischen, universitären und beruflichen Leben schildern, die doch alle eine Gemeinsamkeit haben: Einem Mann wäre das nicht passiert. Die Frage im Bewerbungsgespräch, wie's denn mit dem Kinderwunsch aussieht, ist da noch das harmloseste, weil offensichtlichste.
Frei nach dem Motto: "Ich bin auch ein Anhänger der Frauenbewegung, nur schön rhythmisch muß sie sein" meinen viele Leute, die Frauenbewegung hätte all ihre Ziele erreicht und nun wär's aber auch mal wieder gut mit Emma, lila Latzhosen und Lesbentum. Wahrscheinlich stimmt das in dieser Plattheit sogar. Das ist aber noch lange kein Grund zu glauben, wir lebten im Himmel der Gleichberechtigung.
Eine Reihe guter Links zum Thema findet sich hier.

H wie Heiraten

dürfen wir ja jetzt neuerdings auch. Naja, eigentlich nicht heiraten, sondern "verpartnern". Wie dann wohl der Hochzeitstag heißt? Nee, im Ernst, auch wenn derzeit keine Hochzeit geplant ist, finde ich es sehr gut, dass das Recht zu heiraten nicht mehr nur Heteros vorbehalten ist. Allerdings finde ich es etwas merkwürdig, dass die Homo-Ehe zwar die Ehe-Pflichten (Unterhalt etc.) mit sich bringt, aber wir bei den Rechten immer noch nicht gleichgestellt sind. So durften wir uns seinerzeit vom zuständigen CSU-Genossen in der Bundestagsdebatte auch sagen lassen, dass wir eigentlich alle krank sind. Das ist Gleichberechtigung in weiß-blau.

I wie Interessenvertretung

betreibe ich intensiv in der Spieleautorenzunft SAZ, der ich gemeinsam mit Alan R. Moon, Anja Wrede und Stefanie Rohner von 2003 bis 2005 vorsaß. Wir organisieren den Dialog mit den Spieleverlagen, schlichten Streitigkeiten und vertreten die Autorinnen und Autoren bei den unterschiedlichsten Anlässen.

J

K wie Kalorienzählen

Eine Schlüsselqualifikation, die wahrscheinlich mindestens jede zweite Frau in ihrer Kindheit vermittelt bekommt. Ob es nun die Wasser+Brot-, die Bananen-, Eier-, oder weißichwas-Diät war, die jede einzelne hinter sich gebracht hat, gebracht hat es in den seltensten Fällen was. Mein (Über-)Gewicht hängt vor allem mit Ernährungsfehlern in der Kindheit und Jugend, Streß und der wunderbaren Fähigkeit, die viele Frauen teilen, zusammen, Probleme in mich hineinzufressen.
Ich habe inzwischen festgestellt, dass Glücklichsein in Verbindung mit Gelassenheit das wahrscheinlich beste Mittel gegen das Schokolade-Essen ist!
Ein sehr gutes Buch für dicke Frauen hat Gisela Enders geschrieben:



L wie Lesbisch

oder auch T wie "tragisch veranlagt" und glücklich. Lang hat's gedauert, bis ich merkte, was es mit dem "sich verlieben" so auf sich hat - kein Wunder, wenn mensch immer versucht, sich ins "falsche" Geschlecht zu verlieben. Das Coming Out war einfacher als erwartet, weil es alle außer mir irgendwie schon wußten (Danke für die Hilfe!). Selbst meine Mutter meinte, "Hauptsache, du bist glücklich!" Und nein, ich hasse Männer nicht :-)
Gute Links für alle Frauen auf der Suche sind: Her 2 Her (deutsch), Konny's Lesbenseiten (Linksammlung, deutsch), Visibilities (englisch). Über lesbische Aktivitäten in Berlin informiert die Siegessäule.

M wie Masematte

Was nicht etwa eine besonders schlimme Krankheit ist, sondern die zu Beginn des 19ten Jahrhunderts entstandene Sprache der Arbeiter und fliegenden Händler, aber auch der Gauner und Vagabunden in und um Münster. Wer diese Seite aufmerksam studiert hat, weiß, dass ich gebürtige Münsteranerin bin. Zwar habe ich im zarten Alter von zwei Jahren noch wenig mundartliche Ausdrücke beherrscht, doch regelmäßige Ferienaufenthalte bei der Münsteraner Verwandschaft sowie der Meyersche Familienslang hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Und so weiß ich zumindest noch die Bedeutung von jovel und schovel, nämlich schön und schlecht. Meine Freundinnen haben zwar keinen Rochus, gucken mich aber immer ein bißchen merkwürdig an, wenn ich sage, dass ich jetzt die döppen bzw. döppkes zu mache, wenn ich kneistere und knispele oder nach kotenmoos suche. Der Alltags-Gebrauchswert von solchen Redewendungen wie "Dat is 'n toften Freier" hält sich angesichts meiner Lebensweise allerdings in Grenzen, da wären "tofte ischen" angemessener. Die Masematte-Ausgabe von Rotkäppchen kann ich leider anders als mit 12 Jahren nicht mehr aufsagen ...

New Model Army

Ist historisch gesehen die Armee von Oliver Cromwell, mit der er im 17. Jahrhundert große Teile der irischen Zivilbevölkerung umgebracht hat, womit ich mich in zahllosen "Social History"-Stunden und Hausarbeiten im Rahmen meines Englisch-Studiums auseinander gesetzt habe.
Hier ist aber die britische Punk-Rock-Band New Model Army aus Bradford gemeint, die ich im zarten Alter von 16 Jahren das erste Mal live gesehen habe, und zwar in der Rotation in Hannover. Das war insofern ein einschneidendes Erlebnis war, als dass wir am Pförtner vorbei nach dem Soundcheck auf den Hof stürzten und Autogramme von sowie Fotos mit der Band bekamen - juchhe! In den folgenden 10 Jahren habe ich sie auf fast jeder Tournee, die sie in den norddeutschen Raum geführt hat, gesehen.
Viele der Texte haben mir eine ganze Menge gegeben und mir das Gefühl vermittelt, mit meinen ach so linken Ansichten nicht ganz so allein zu sein in der Welt, die in meinem Fall Ende der 80er vor allem bürgerlich, konservativ-liberal und gutsituiert erschien. Ob es nun wie in Ambition oder Notice me darum ging, Beachtung in der Welt zu finden, um unseren Umgang mit der Welt und dem Respekt für die Natur wie in White Coats, Ballad (das ich heute noch auswendig kann) und I Love the World oder wie in 51st state, My Country und Sprit of the Falklands um die rechte und konservative Definition dessen, was westlicher Lebensstil sein sollte, ich fand mich in den Texten wieder und konnte dem selbstverständlichen konservativen Lebenseinstellung meiner MitschülerInnen etwas entgegen setzen. Die wiederum verstanden überhaupt nicht, was ich gegen "Whitney Husten" haben konnte.
Auch viele der Gründe für meinen Austritt aus der katholischen Kirche 1989 fanden sich in diesen und ähnlichen Texten wieder, so in Ten Commandments. Und die Liebe, nach der ich zunächst etwas ziellos suchte, stellte ich mir so vor wie in No Greater Love, darunter ging gar nix. Alles in allem war diese Musik die Medizin, wenn's mir schlecht ging. Auch heute höre ich die Platten und CDs noch öfter. Außerdem höre ich gerne Frauen/Lesben-Gitarren-Schrammelmusik, wie von den Indigo Girls, Dar Williams, Alanis Morissette und anderen.

O wie Oma

Zwar hatte ich wie (fast) jedes Kind vier Großeltern, doch meine Großväter habe ich nicht kennengelernt, und die Großmutter väterlicherseits starb, als ich vier oder fünf war. So war meine Großmutter mütterlicherseits, Maria Sundermann, geborene Warburg, eben Oma.
Geboren 1909, lebte sie beinahe zeit ihres Lebens in Münster/Westfalen, das sie nur im zweiten Weltkrieg im Rahmen der Kinderlandverschickung mit ihren drei Kindern in Richtung Wersen verließ. Anfang der 90er Jahre zog sie aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit zu meinen Eltern nach Bremen, doch ihre Worte "Einen alten Baum verpflanzt man nicht" klingen mir noch heute im Ohr. Am 24. September 1994, dem Geburtstag ihrer ältesten Tochter, starb sie in Bremen.
Bereits im Alter von neun Jahren übernahm sie nach dem Tod ihrer leiblichen Mutter die Verantwortung für den väterlichen Haushalt und ihren jüngeren Bruder Heinrich. Ihr Vater heiratete wieder, doch die Stiefmutter übertrug ihr weiterhin große Verantwortung im Haushalt, auch für die drei Halbschwestern. Ihre Stiefmutter wurde krank und mußte sich häufiger längere Zeit im Krankenhaus aufhalten, so dass meine Oma wiederum "den Haushalt schmiß".
1932 bekam sie ihr erstes - uneheliches - Kind, der Vater des Kindes hatte sich geweigert, sie zu heiraten, blieb jedoch mit ihr zusammen und heiratete sie nach der Geburt des zweiten Kindes schließlich doch.
Ihre drei Kinder Marlis, Rudi und Ursula zog sie nach dem Unfalltod ihres Manns 1937 allein groß. Die geringe Witwenrente besserte sie als Putz- und Haushaltshilfe auf. Aus dieser Zeit hatte sie die Weisheit "Fünf Minuten vor der Zeit ist Pünktlichkeit" verinnerlicht, die sie nie müde wurde, uns mitzuteilen.
Einer ihrer Lieblingsgrundsätze war der, den sie von ihrer Kusine aus Salzbergen gelernt hatte. Meine Oma war, entweder im Rahmen von Hamsterfahrten nach dem Krieg, wahrscheinlich aber schon in den 20er oder frühen 30er Jahren mal wieder nach Salzbergen (bei Rheine im südlichen Emsland) gefahren, um auf dem Hof ihres Onkels zu helfen und als Ausgleich Lebensmittel zu erhalten. Abends war sie mit ihrer Kusine in den nächsten Ort zum Tanzen gegangen, und zwar "über'n Esch", was eine Art befestigter Damm gewesen sein muß. In jedem Fall hatten beide die Zeit vergessen, und waren sehr spät (was auch immer das nach damaligen Maßstäben war) zurückgekehrt. Am nächsten Morgen bekam meine Oma daher eine Standpauke von der alten Bäuerin, die mit der Aussage endete, dass man sowas in der Stadt vielleicht mache, auf dem Land gäbe es das jedenfalls nicht. Meine Oma war entsprechend geknickt, doch der Satz, den ihre Kusine ihr dann sagte, wurde so etwas wie ihr Lebensmotto: "Laß sie mal reden, was du gut weg hast, das kann nicht schlecht wiederkommen."
Jahrzehnte später bin ich, es muß 1991 oder 1992 gewesen sein, mit meiner Oma noch einmal nach Salzbergen gefahren, wo der Hof - immer noch im Familienbesitz - inzwischen von Sohn und Schwiegertochter ihres deutlich jüngeren Cousins bewirtschaftet wurde. Der Cousin jedenfalls führte uns stolz herum und zeigte uns die riesigen Schweineställe mit allem, was Massentierhaltung so ausmacht: Infrarotlampen, Gitter statt Streu, zahllose Tiere in jeder Box. Ich mußte mich sehr zurückhalten, kritische Kommentare abzugeben, als der Cousin meiner Oma die Gewinnzahlen herunterrasselte und klagte, wie schlecht es dem deutschen Bauern an sich ginge. Für all das wurde ich allerdings entschädigt, als meine Oma mit völlig argloser Miene nach der Stallbesichtigung sagte, das sei ja alles sehr schön und so sauber. Aber das mit der Massentierhaltung, was man immer im Fernsehen sähe, das wäre ja wirklich schlimm, oder nicht?
Seit dem Tod meiner Oma habe ich mir vorgenommen, solche und ähnliche Geschichten aufzuschreiben und so ihre Klugheit und ihre Liebe nicht nur in meinem Herzen aufzubewahren. Vielleicht mache ich das irgendwann mal ...

Politik und Pädagogik

Meine ersten - bewußten - Begegnungen mit Politik fanden im Rahmen von mehr oder minder "linken" Demos in Bremen statt. 1991 brachte mich dann eine Demo nach der Bremer Bürgerschaftswahl, in der die rechtsradikale DVU 6 statt vorher einen Sitz errungen hatte dazu, mir eine konkretere politische Betätigung zu suchen. So kam ich zu Robin Wood und zum Umweltschutz, der Bereich, in dem ich schon seit 1994 hauptberuflich arbeite.

Das Interesse an Extremismusdebatten habe ich mir dabei erhalten. Ob nun Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus oder dumpfer Nationalismus: Solange unsere Alltagssprache von Begriffen wie Asylmißbrauch, Sozialschmarotzer und Schwuchtel geprägt ist, werden sich prügelnde Schwachköpfe weiter zur Gewalt gegen Anders-denkende, -fühlende, und -aussehende bemüßigt und gedeckt fühlen.
Große Worte für eine Pädagogin? Wahrscheinlich. Schließlich weiß eigentlich auch jede/r, dass Pädagogik vor allem präventiv und weniger nachsorgend ist. Nur fällt der präventive Bedarf politisch immer so wenig auf. Gute Angebote zur antirassistischen Bildung im weitesten Sinne faßt Uwe Neirich in seinem Buch "Erinnern heißt wachsam bleiben" zusammen. In Berlin finde ich in diesem Zusammenhang auch die Rundgänge von Stattreisen häufig sehr gelungen. Ebenfalls gut finde ich die Ausstellung "Blindes Vertrauen" in den Räumen der ehemaligen Blindenwerkstatt von Otto Weidt am Berliner Hackeschen Markt.
Letztlich werden wir wahrscheinlich nur was verändern, wenn jede/r nach ihren und seinen Möglichkeiten jeder Anwandlung von Rassismus - auch bei uns selbst - entgegen tritt. Und das ist richtig schwer ...

R wie Reisen

Tue ich gerne, vor allem ins englischsprachige Ausland. Begonnen hat alles 1979 und 1980 mit zwei Schullandheimfahrten ins schöne Bad Eilsen, genauer gesagt ins Schullandheim Weser.
Familienurlaube während Kindheit und Jugend führten uns meistens an die Ostsee, z.B. nach Niendorf ins Haus Annegret (der Name der Tochter der Eigentümer - was frau sich alles merkt) sowie 1979 nach Cornwall (wo ich mit "don't" mein erstes englisches Wort lernte), 1984 nach London und 1986 erneut nach Cornwall.
Meine erste selbstorganisierte Rucksackreise führte mich 1990 zusammen mit einer Freundin per Interrail durch Großbritannien - ein großes Abenteuer.
1996 ging es gemeinsam mit einer Freundin mit Bahn und Schiff nach Irland, eine denkwürdige Reise. Und das nicht nur, weil ich dort meine Freundin Margie aus Minneapolis kennenlernte, was meine Meinung über die USA sehr veränderte. Und so flog ich 1998 das erste Mal in die USA, wo ich mich von Los Angeles über Yosemite und San Francisco, Minneapolis und Washington D.C. nach New York "vorarbeitete".
Seitdem war ich regelmäßig in den USA, privat und in Rahmen von Stipendien des German Marshall Funds und des American Council on Germany.
(Wieder) neu entdeckt habe ich in den letzten Jahren Radreisen - bisher waren wir auf dem Oder-Neiße-Radweg und dem Radweg Berlin-Kopenhagen unterwegs.

S wie Singen

Das tue ich gerne und viel: Unter der Dusche, einfach mal so, bei der Arbeit, beim Hossa-Spielen natürlich, im Singkreis und überhaupt. Noten lesen kann ich nicht besonders gut, dafür kann ich (manchmal) Obertöne singen. Was wohl wichtiger ist? Von 2001 bis 2006 habe ich im Heartchor Berlin gesungen, anschließend bei den Kessen Berlinessen...
2005 nahm ich in Paris am 11. europäische schwul-lesbische Chorfestival Various Voices teil - das war toll. Außerdem gibt's jedes Jahr das bundesweite LesbenFrauen Chöre-Treffen im Herbst.

T wie Tod

Zwischen Sommer 2004 und Frühling 2007 habe ich gemeinsam mit meinen Schwestern zuerst unseren Vater und dann unsere Mutter beerdigt. Ich hatte schon vorher Beerdigungen miterlebt, war auch schon direkt betroffen. Und doch ist es anders, plötzlich die älteste Generation einer Familie zu sein. Bei der Trauerfeier hat die Trauerrednerin ein Gedicht von Hilde Domin zitiert, dass das Gefühl gut widergibt:

Herbst
Das Haus der Vögel entlaubt sich.
Wir haben Angst vor dem Herbst.
Manche von uns
malen den Toten das Gesicht
wenn sie fortziehn.
Denn wir fürchten den Winter.

Eine alte Frau, die vor uns stand,
war unser Windschutz,
unser Julilaub,
unsere Mutter,
deren Tod
uns
entblößt.

U wie Umweltschutz

wurde vom Hobby zum Beruf. Seit 1991 Mitglied bei Robin Wood e.V., engagierte ich mich dort mehr und mehr, organisierte mit anderen Ehrenamtlichen die Kampagne "Halbe Bahn fürs ganze Volk" und wurde 1994 erste hauptberufliche Verkehrsreferentin des Verbandes in Bremen. Im Oktober 1998 wechselte ich dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bundestag und kurz darauf ins Bundesumweltministerium, wo ich zunächst persönliche Referentin der Parlamentarischen Staatssekretärin (doch, es paßte auf eine Visitenkarte) Gila Altmann war und mich heute den "Grundsatzfragen der Erneuerbaren Energien" widme.

V wie Vater

Mein Vater war ein Seemann vom nicht ganz so platten Land. Geboren in Bad Oeynhausen, heuerte er, nachdem er die Schule geschmissen hatte und eine Bäckerlehre wegen einer Mehlallergie nicht abschließen konnte, 1953 als Schiffsjunge an - und war damit der zweite von fünf Brüdern, die später alle mal zur See fahren sollten. Er ging von Heuer zu Heuer und blieb auch mal im Seemannsheim, wenn kein Pott einen Schiffsjungen brauchte. Später ging er zur Kapitänsschule und erwarb das Patent des Kapitäns auf großer Fahrt.

Er befuhr als 2. Offizier vor allem die Atlantikroute nach Nord- und Südamerika. Besonders New Orleans mit seinem Jazz hatte es ihm angetan, und so führte die Hochzeitsreise mit meiner Mutter folgerichtig dorthin - natürlich auf seinem Schiff, wo er Dienst tat bis zum Landurlaub in New Orleans.

Zur "Landratte" wurde er erstmals 1972 und dann wieder 1976, als er als Hafenagent in Bremen zu arbeiten anfing. Er versorgte die Kapitäne und Crews der Schiffe, die von dem Schiffsmakler, bei dem er arbeitete, betreut wurde, mit allem Notwendigen. Ich erinnere mich noch an manche Mittagesseneinladung auf indischen und pakistanischen Schiffen, wo die "kleinen Paprika" verdammt scharf waren.

Mein Vater war auch ein Bastler: Im Garten meines Elternhauses baute er einen funktionierenden Leuchtturm, für mich und meine Schwestern baute er Schlumpfhäuser, Schlumpfkirchen und Schlumpfraumstationen. Auch eine Silvesterraketenabschussrampe gehört zu seiner Werkschau. Und kam ihm etwas in die Finger, so sammelte er es - wer weiß, wofür man es noch gebrauchen kann. Und ehrlich gesagt sehen meine Kisten mit Spielmaterial nicht so viel anders aus als das Zeug in seinem Werkkeller.

Was mein Vater machte, machte er intensiv. Er war keiner, der lange fackelte oder zauderte. Grenzen zu ziehen oder einzuhalten war seine Sache nicht. So spontan wie sein Leben war auch sein Tod. Mein Vater ist am Pfingstmontag 2004 überraschend gestorben. Er ist 67 Jahre alt geworden.

W wie Wohnung

Die jetzige liegt im Berliner Stadtteil Kreuzberg, im Bergmannkiez, zentral und doch ruhig.
In der Stadt bewege ich mich vor allem mit dem Fahrrad und manchmal mit der BVG.

X wie Xylophon

Mein erstes Xylophon war regenbogenbunt (ein Omen?) und klang bzw. schepperte am besten, wenn mensch kräftig draufschlug. Dennoch kam es lautstärkemäßig nicht an die umgedrehten Kochtöpfe heran, die ich an guten Tagen als Trommel-Set mit dem Kochlöffel bearbeiten durfte.
Als nächstes Musikinstrumente folgte die obligatorische C-Blockflöte, anders als meine MitschülerInnen besuchte ich allerdings nie die nachmittägliche Musikschule, so dass es bei einem etwas kläglichen "Ihr Kinderlein kommet" - manchmal im Duett mit meiner Schwester - beim alljährlichen Nikolauslaufen blieb.
Irgendwann wünschte ich mir - und bekam - eine Gitarre, auf der ich mir in Eigeninitiative das gezupfte "Du laß dich nicht verhärten" beibrachte, plus den einen oder anderen U2-Hit der frühen 80er Jahre. Doch irgendwie gab mir der Musikunterricht in der Schule den Rest, so dass nicht Nennenswertes an musikalischem Engagement übrigblieb.
Doch heute nenne ich nicht nur eine Alt-Blockflöte, eine Trommel und ein Didgeridoo mein Eigen, sondern habe sogar eine Chorkarriere bei den Kessen Berlinessen hinter mir, die regelmäßig auftreten.

Y

Z